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Wilhelm Mundt: Trashstone Nr. 49, 1992

Wilhelm Mundt (geb. 1959): Trashstone Nr. 49, 1992 Das Werk beinhaltet als eine der ersten Trashstones, der seit 1989 erzeugten Werkgruppe, einen Gegenstand aus dem persönlichen Umfeld des Künstlers: ein Fahrrad seiner Kinder. Der Sattel kann im Umriss der Plastik noch erahnt werden. Ein weiterer außergewöhnlicher Aspekt ist das Loch, welches eine Verbindung zur Kunstgeschichte, zu den Arbeiten Henry Moores, herstellt. Als Künstler des Industriezeitalters verwertet Mundt offen und konsequent die Abfälle aus seiner künstlerischen Produktion: „Meine Arbeiten verlassen das Atelier durch die Vordertür“. Zwischenzeitlich ist er bei Trashstone Nr. 750 angekommen (Stand: April 2022). Der Guss ist aus kalthärtenden Kunststoffen in Verbindung mit Glasfaser, im Grunde wie ein Boot, umgesetzt. Die Herstellung hat ca. 2-3 Monate gedauert, wobei der Künstler die einzelnen Schichten immer wieder unterschiedlich intensiv geschliffen hat, was auch die roten und rosafarbenen Punkte auf der ansonsten beigefarbenen Oberfläche des Werkes erklärt. Ein weiterer Trashstone ist im Finanzamt Biberach zu finden. Um eine Verbindung zum Ort „Finanzamt“ herzustellen hat der Künstler im hier befindlichen Trashstone seine Finanzamt-Unterlagen aus dem Jahr 1995 eingearbeitet. Die Royal Academy of Arts, London zeichnete 2007 Mundts Werk mit dem Jack Goldhill Award for Sculpture aus. Seit 2009 hat er eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden inne. Text: Salla Winkler Dieser Text entstand auf der Grundlage eines Telefoninterviews am 9. April 2022 Leihgabe: Thomas Knoll, Galerie KNOLL.art

Text von Thomas Knoll

Wilhelm Mundt ist für mich ein ganz besonderer Künstler, der die bildhauerischen Traditionen und Konventionen der Moderne reflektiert, weiterdenkt und erneuert. Mit seinen Trashstones aus überschüssigen Dingen, die sich in seinem Atelier ansammeln, kreiert er neue skulpturale Formen. Somit überführt er diese Materialien in eine neue ästhetische Qualität. Faszinierend, wie der Künstler auf seine Art mit den Trashstones auf die ausufernden Probleme und Müllberge der menschlichen Zivilisation verweist. Alles, was in seinem Atelier in dem Moment nicht mehr benötigt wird, wird in die Plastik eingearbeitet: Abfälle, Materialreste, Entwürfe, persönliche Aufzeichnungen, Skizzen, Fotos. Die Transformation als ein uraltes künstlerisches Prinzip. Auf diese Weise werden gleichsam auch die Erinnerungen und Emotionen, die für den Künstler mit den Objekten verbunden sind, mumifiziert. Die Trashstones sind fortlaufend durchnummeriert. Die eingeschichteten Materialien schreiben parallel dazu eine Künstlerbiografie. All das finde ich hochspannend. Text: Thomas Knoll (Schüler am WG 1976 – 1985), Galerie KNOLL.art

Galerie KNOLL.art

KNOLL.art wurde 1996 als Agentur für Kunst und Kommunikation im oberschwäbischen Warthausen - Oberhöfen nahe Biberach an der Riß von Thomas Knoll gegründet. Die Passion für zeitgenössische Kunst in Verbindung mit umfangreichem Marketing- und Kommunikations - Know-how macht das Beratungsunternehmen seither zu einem gefragten Partner für Unternehmen, die zeitgenössische Kunst in Ihre Produkt- oder Unternehmensstrategie integrieren wollen. Fünf Jahre später eröffnete KNOLL.art zudem eigene Galerieräume und präsentiert seither mehrmals jährlich Arbeiten zeitgenössischer Künstler aus dem In- und Ausland. Öffnungszeiten nach Vereinbarung; bitte melden Sie sich per Telefon unter der 0160 7081795 oder schreiben Sie uns eine Email an thomas.knoll@t-online.de

Finanzamt-Trashstone, Nr. 628

Salla Kuhmo-Winkler: Kunst-Yoga Wilhelm Mundt: Trashstone 628 – Pose des Kindes, 2022 Auf den Trashstone im Finanzamt Biberach wurde ich im Telefonat mit Wilhelm Mundt aufmerksam gemacht. Die Tatsache, dass Mundt im Finanzamt-Trashstone, neben Produktionsabfällen, seine Finanzunterlagen aus dem Jahr 1995 eingearbeitet hat – um einen entsprechenden Ortsbezug herzustellen –finde ich einfach nur genial. Daher möchte ich dieses für viele nicht so leicht zugängliche Werk durch meine Aktion künstlerisch würdigen. Die »Pose des Kindes« hat eine körperliche, energetische und geistige Wirkung. Auf der körperlichen Ebene löst sie Verspannungen, während sie energetisch harmonisierend wirkt. Mit Hilfe der „Pose des Kindes“ werden Urvertrauen, Demut und die Fähigkeit loszulassen kultiviert. Mein künstlerisches Vorbild für die Werkserie »Kunst-Yoga« sind die »One-Minute-Sculptures« von Erwin Wurm, die ebenfalls recht humorvoll daherkommen und zum Nachmachen animieren. Foto: Angelika Kuckuck Text: Salla Kuhmo-Winkler