Peter Lenk: Esel-Denkmal, 2000 ⇒
Peter Lenk (geb.1947): Esel-Denkmal, 2000
Das provokante Denkmal, welches den Biberacher Marktplatz auf eine ungewöhnliche Weise ziert, wurde durch Christoph Martin Wielands satirischen Roman „Geschichte der Abderiten“ inspiriert.
Im vierten Abschnitt des Romans geht es um den „Prozess um des Esels Schatten“, welcher den Streit zwischen einem Eseltreiber und einem Zahnarzt, der den Esel mietet, beschreibt. Die Auseinandersetzung findet sein jähes Ende, als der Esel, um den es geht, durch die aufgebrachten Bewohner Abderas in tausend Stücke gerissen wird. Beim näheren Hinsehen fasziniert das Denkmal des am Bodensee ansässigen Bildhauers durch zahlreiche teils nackte Leiber, die aus der Ferne als eine Silhouette des Esels auszumachen sind.
Die auf verschiedene Arten miteinander verbundenen beziehungsweise miteinander interagierenden Körper verweisen auf menschliche Fehler und Schwächen, auf ihre Eigen- und Unarten hin, welche zum Tod des Esels sowie ein fast Zerwürfnis Abderas verursacht hätten. Während im Kopf des Esels „der Sex“, insbesondere die Bestechlichkeit hierdurch dargestellt ist, findet man im Bauch „das Dogma“, die teils starren, unreflektiert praktizierten Glaubenssätze der christlichen Kirche. Im Hinterteil des Esels wird „die Gewalt“, vor allem Gewalt gegen Ausländer, visualisiert.
Der Esel – Ein gesellschaftskritisches Denkmal, welches gekonnt durch Provokation zum Nachdenken und Reflektieren des eigenen Verhaltens anregt!
Text: Salla Winkler
Quellen: https://tourismus.biberach-riss.de/media/custom/3115_608_1.PDF?1587457463, Zugriff: 29.01.2023, Telefonat mit Peter Lenk am 10. Februar 2023.
Bild: Erste Annäherung: Die Schülerinnen und Schüler der Kunstprofilklasse 8 des Wieland-Gymnasiums stellen das Esel-Denkmal, die Silhouette, performativ nach.